Kann die Ästhetik der Vergangenheit künftige Innovationen beeinträchtigen?
VISION
THORSTEN KEIßNER
Geschäftsführer der Dolf Langemann DESIGN GmbH Produktdesigner
Deep Dive
1) Wann fasziniert Sie eine Oberfläche?
Oberflächendesign übt einen tiefgreifenden Einfluss auf unsere Sinne aus - es kann ein Gefühl von Kühle oder Wärme durch Farbpaletten, die Wahl der Materialien oder komplizierte Texturen wie die von Holzmaserungen hervorrufen. Was mich besonders fasziniert, ist unsere angeborene haptische Sensibilität: Die Fähigkeit, eine Oberfläche nicht nur zu sehen, sondern auch zu berühren, schafft eine echte Verbindung. Textur verleiht Materialien Charakter und verwandelt Design in eine tief emotionale Erfahrung.
2) Welche Art der Oberflächengestaltung vermissen Sie?
Wenn ich meiner Fantasie freien Lauf lassen könnte, würde ich zweifellos eine Oberfläche bevorzugen, die sich dynamisch an meine Vorlieben anpasst - sei es in Bezug auf Aussehen, Textur oder taktiles Feedback. Im Automobilsektor gibt es zum Beispiel erste Ansätze wie thermochrome Beschichtungen, die ihren Farbton ändern. Solche Fortschritte deuten auf eine Zukunft hin, in der Oberflächen intelligent und anpassungsfähig sind.
3) Ein Raum. Eine Oberfläche. Was wählen Sie?
Lehmverputz. Ich bin fasziniert von seiner natürlichen Isolierung und seinen feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften, dem beruhigenden Farbenspiel und der Tatsache, dass sich meine Gedanken in letzter Zeit um das Badezimmer drehen - ein Raum, den ich gerade privat renoviere. Es erinnert mich an die grenzenlosen kreativen Möglichkeiten, die sich selbst in zweckmäßigen Räumen bieten. Meine aktuelle Muse: eine von Beton inspirierte Oberfläche. Er verleiht dem Raum einen Hauch von Modernität und Minimalismus. In Kombination mit schlichten schwarzen Armaturen und der Wärme von Walnussholz entsteht ein überzeugendes Zusammenspiel von cool Raffinesse und natürlichem Komfort.
4) Wie sieht Ihre Vision für die zukünftige Oberflächengestaltung aus?
Stellen Sie sich Oberflächen vor, die sich durch Antippen verwandeln und dabei Farbe, Textur oder sogar taktile Eigenschaften verändern. Dieses Paradigma erweitert nicht nur den kreativen Horizont, sondern steht auch im Einklang mit nachhaltigen Prinzipien. Wenn die Nutzer in die Lage versetzt werden, ihre Umgebung je nach Stimmung oder Funktion anzupassen, verringert sich der Zwang zum häufigen Auswechseln. Langlebigkeit durch Anpassungsfähigkeit: Das verkörpert für mich die Evolution des Oberflächendesigns.